CO2-Zertifikate: 152 Milliarden Euro pro Jahr: Ökonomen sehen Wohlfahrtsgewinn durch EU-Klimaschutzg
Der europaweite Emissionshandel für Verkehr und Gebäude soll ausgeweitet werden. Was dieser an Kosten verringert, zeigt eine aktuelle Studie.
Kohlekraftwerk
Die EU hat ihr neues Klimaschutzpaket vorgestellt.
Brüssel Mit ihrem Klimaschutzpaket setzt die EU noch mehr als bislang auf Marktmechanismen: Der Handel mit Emissionsrechten wird auf Schifffahrt und den Flugverkehr ausgeweitet, freie Zertifikate soll es nicht mehr geben, und ein zweiter Emissionshandel betrifft den Straßenverkehr und Gebäude.
Solche Märkte sorgen über ihre Preismechanismen dafür, dass dort CO2 eingespart wird, wo es am wenigsten kostet. Sie sind also effizienter, als wenn etwa der Staat einem Unternehmen die Kosten für neue Anlagen erstattet. Darum reduzieren Emissionsmärkte auch die volkswirtschaftlichen Kosten des Klimaschutzes.
Ökonomen des Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) haben nun errechnet, wie viel Gewinn die Ausweitung eines zweiten CO2-Handelssystems bringt. Ihr Befund: Die volkswirtschaftlichen Kosten für den Klimaschutz sinken um etwa 56 Milliarden Euro pro Jahr.
Grundlage ist ein makroökonomisches Modell der europäischen Wirtschaft, das zeigt, wie die Märkte auf CO2-Preise reagieren. Unter dem bisher gültigen Emissionshandel lägen die volkswirtschaftlichen Kosten zum Erreichen des EU-Klimaziels demnach bei 247 Milliarden Euro pro Jahr.
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Eine Kostenreduktion von insgesamt 152 Milliarden Euro pro Jahr wäre theoretisch möglich, wenn eine geschickte Aufteilung des europäischen CO2-Budgets zwischen den zwei existierenden Handelssystemen gewählt wird. Dann lägen die Kosten bei nur noch 95 Milliarden Euro pro Jahr.
Zweiter Emissionshandel wird eingeführt
„Der Staat hat keine Informationen darüber, wie viel in einem bestimmten Unternehmen die Umstellung auf saubere Technologien kostet“, erklärt Sebastian Rausch, Autor der Studie. „Darum schafft er einen Markt für Klimaschutz, der deutlich effizienter ist.“ Optimal wäre demnach ein voll integrierter Markt, in dem der gesamte CO2-Ausstoß erfasst ist. Aus politischer Sicht wäre das allerdings kaum denkbar und hätte auch unerwünschte Nebenwirkungen.
Immerhin aber will die EU-Kommission einen zweiten Emissionshandel einführen, in dem die CO2-Zertifikate für Gebäude und den Straßenverkehr gehandelt werden. Benzin, Diesel und Heizöl werden also teurer gemacht. „Die EU ist weltweit ein Vorreiter bei der CO2-Bepreisung“, sagt Rausch.
Geplant ist, den Handel 2026 und 2028 schrittweise einzuführen. Das System ist so konzipiert, dass die Emissionszertifikate bei etwa 20 Euro pro Tonne liegen werden. Die Spritpreise könnten dadurch um etwa fünf Cent pro Liter steigen.
In Deutschland ist die Frage, ob die Kosten auf die jüngsten Verteuerungsmaßnahmen aufgeschlagen oder mit ihnen verrechnet werden. Der Preis, den die Industrie für CO2-Zertifikate bezahlen muss, liegt gut doppelt so hoch.
Leipzig im Winter
Die EU will Anreize setzen, moderne Heizungen und Autos anzuschaffen.
(Foto: dpa)
Kritiker lehnen einen europaweiten Emissionshandel für Verkehr und Gebäude generell ab. Sie fürchten, dass damit der Druck für andere Maßnahmen in dem Bereich schwindet und sehen eine soziale Ungerechtigkeit, wenn das Betreiben einer Heizung in armen EU-Ländern mit den gleichen Abgaben belegt wird wie das Tanken in reichen Ländern. Die Abgaben machen allerdings auch nur einen Teil des Endpreises aus.
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