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Chipbranche: Intel steigert Umsatz – kann aber nicht mit der Konkurrenz Schritt halten

München Der gewaltige Boom der Chipindustrie geht ausgerechnet am Weltmarktführer vorbei. Der Umsatz sei im abgelaufenen Quartal lediglich um zwei Prozent auf 18,5 Milliarden Dollar geklettert, teilte Intel am Donnerstagabend mit. Der Gewinn ist um sechs Prozent auf 5,2 Milliarden Dollar gestiegen.

Das ist ärmlich im Vergleich zu den Konkurrenten, die stark wachsen. So ist der Umsatz des Rivalen Nvidia im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahrs, es endete am 2. Mai, gegenüber dem Vorjahr um 84 Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar in die Höhe geschossen. Der Gewinn des wertvollsten Chipanbieters der Erde hat sich sogar mehr als verdoppelt.


Die Erlöse von TSMC, des führenden Auftragsfertigers, sind im zweiten Quartal um ein Fünftel auf 13,3 Milliarden Dollar geklettert. TSMC produziert im Auftrag großer Intel-Konkurrenten wie Nvidia und AMD, aber auch für den iPhone-Hersteller Apple. Auch der US-Wettbewerber Texas Instruments zeigte sich mit einem Umsatzplus von 41 Prozent im zweiten Quartal viel dynamischer als Intel.

„Noch nie war es so aufregend, in der Halbleiterindustrie zu sein“, sagte der neue Vorstandschef Pat Gelsinger. Die gesamte Branche stehe angesichts der Digitalisierung aller Lebensbereiche vor einer Dekade nachhaltigen Wachstums, erläuterte der Manager, der den größten Chiphersteller der Erde seit Mitte Februar führt.


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Bislang hat Intel aber wenig von dieser dynamischen Entwicklung. Im Gegenteil, der Konzern aus dem Silicon Valley fällt zurück. Für 2021 erwartet der Branchenverband World Semiconductor Trade Statistics (WSTS) ein Wachstum der Industrie von knapp 20 Prozent.

Das hoch profitable Geschäft mit Serverchips schrumpft

Besonders bitter für Intel: Ausgerechnet das hoch profitable Geschäft mit Serverchips ist im zweiten Quartal um neun Prozent geschrumpft. Erst vor wenigen Wochen verkündete Intel, dass sich die neue Serverchip-Generation mit dem Codenamen „Sapphire Rapids“ verzögert. Die Produktion startet nun Anfang 2022 statt wie geplant Ende des Jahres. Mitte Juni hat Gelsinger deshalb den Chef der Sparte vor die Tür gesetzt.

Das ist nicht das einzige Problem des neuen Vorstandsvorsitzenden. Produktionsprobleme plagen Intel schon lange. Bereits im vergangenen Sommer hatte Gelsingers Vorgänger Bob Swan einräumen müssen, dass der Umstieg auf die sieben Nanometer Technologie spät im Jahr 2022 oder sogar erst 2023 erfolge. Intel bekam das neue Verfahren nicht wie geplant in den Griff, der Ausschuss sei zu groß, hieß es damals.

Der weltgrößte Auftragsfertiger, TSMC, fährt unterdessen bereits die Produktion auf drei Nanometer hoch und will damit nächstes Jahr in Serie gehen. Die schärfsten Rivalen von Intel lassen bei TSMC fertigen und sind dadurch im Vorteil.

Das Maß aller Dinge in der Branche ist die Zahl der Transistoren auf einem Chip: Je kleiner diese sind, desto besser – so passen eben mehr Transistoren auf die gleiche Fläche. Auf den derzeit modernsten Chips finden fünf Nanometer große Transistoren Platz. Ein Nanometer entspricht dem millionsten Teil eines Zentimeters. Kleinere Transistoren verbrauchen weniger Strom, rechnen schneller und ermöglichen kleinere Chipgrößen.

Deshalb baut Gelsinger intern massiv um. Im Juni schuf er zwei neue Sparten: Die eine soll sich auf Software konzentrieren und die andere auf Hochleistungsrechner und Grafik. Zuvor hatte er bereits eine eigene Division für die Auftragsfertigung geschaffen. Einkauf und Produktion hat Gelsinger unter einem Dach zusammen gefasst. Parallel dazu heuerte der Vorstandschef zahlreiche neue Manager von außen an, zum Teil waren sie, wie er selbst, schon früher einmal lange Jahre für Intel tätig gewesen.

Gelsinger nimmt dabei erst einmal viel Geld in die Hand. 20 Milliarden Dollar sollen allein in zwei neue Chipfabriken im US-Bundesstaat Arizona fließen, die ab 2024 Halbleiter produzieren werden. Für 3,5 Milliarden baut er die Werke in New Mexico aus.

Die neue Linie nennt Gelsinger „IDM 2.0“. Sie ist ein entschiedenes Sowohl-als-auch. Intel will für andere fertigen, aber auch selbst mehr Produktion auslagern: So sollen für 2023 geplante Prozessoren für PCs und Netzwerkrechner teilweise von TSMC stammen.

So geht es die nächsten Jahre bei Intel weiter

Immerhin, am Donnerstag schraubte Gelsinger die Jahresprognose leicht nach oben. Die Anleger hat das aber nicht überzeugt. Im nachbörslichen Handel in New York bröckelte der Aktienkurs um drei Prozent auf rund 54 Dollar.

Am kommenden Montag will Gelsinger auf einer Intel-Veranstaltung erläutern, wie er den technologischen Rückstand auf TSMC wett machen will. Schnell dürfte das allerdings nicht gehen. Experten rechnen damit, dass Intel nicht vor Mitte des Jahrzehnts auf Augenhöhe mit dem Konkurrenten aus Taiwan sein wird.

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